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Kinder des Donners

    Vom Autor des Schockwellenreiter, John Brunner , ist ein neues Bach erschienen. "Kinder des Donners" heißt es und ist bei Heyne als SF4683 für 1480 Pfg erhältlich.


Wem das als Empfehlung noch nicht genügt, dem sei gesagt, daß der Herausgeber Wolfgang Jeschke ist. Und der ist auch gut. Nach den 511 Seiten Roman kommt noch ein Nachwort von Ernst Petz. "Ich wünschte" erklärte John Brunner einmal, "ich würde nicht so viele Menschen kennen, die nicht begreifen wollen, wie wichtig es ist, an der Zukunft interessiert zu sein. Schließlich werden wir dort den Rest des Lebens verbringen!" beginnt EP und verweist auf das ahnbare, vorhersehbare Morgen, wo sich die Menschheit weiter treiben läßt von Geschäftemachern, korrupten Führern, einer feilen Presse, mittelalterlich-restaurativer Borniertheit, hochbezahltem, nicht mehr abwählbarem Großgaunertum.

Die endlose Wiederholung der Geschichte Brunnerscher Welten beschreibt EP so:

Aus Bücklingsregierungen werden solche "Revolutionärer Parteien", aus diesen die Regierungsform, die nur dank "öffentlicher Apathie" überlebt - wem diese vertraut vorkommt, der irrt sich nicht.

Im ersten Stadium ist ein Arbeitsplatz Glückssache, im zweiten staatlich gelenkt, im dritten gibt es individuelle Arbeitsverträge - der Mensch ist endlich freier als frei: vogelfrei.

Informiert wird die, Bevölkerung im ersten Stadium auf Amateurbasis, im zweiten durch Nachrichtenagenturen der Regierung und schließlich zuletzt vermittels "durch Vetternwirtschaft und politische Trägheit verkommene Sprachrohre" der Führung. Psychodelika sind zuerst unerschwinglich, dann nachdrücklich bekämpft - und schließlich toleriert: es wird wünschenswert, däß sich die Untertanen zufrieden aus der Wirklichkeit des Big Business wegträumen, daß sie ihr zutiefst deprimierendes Sein nicht mehr empfinden.


Soweit aus dem Nachwort, das wegen der geplanten Einführung der Steuerpflicht für THC-Produkte aktuell ist. Denn viele Kiffer sind nicht an der dumpfen Nutzung der verschiedensten Hanfpflanzenteile interessiert, sondern an wachern Leben. Wer Denkanstöße haben will gegen die heutige Drogenwelt von staatlich genehmen Betörungsmitteln, sollte das Buch lesen. Für den schnellen Lesetest hier Seitenzahlen mit Stichworten, wie ich sie im Buch notiert habe:
    Senderoulett am Knopf der Fernseherfernbedienung: 36,
    Bildschirmjunkmail: 37,
    Jesuiten-Kinder: 246,
    Atompest: 317,
    polizeiliches Wertebewußtsein: 320,
    Tut-mir-Leid-Unfug: 371,
    Affenliebe: 397,
    Stempel. 402,
    Gratis-Rechtsbeistand berufswidrig: 408,
    Schwarz-Schillings Alterssitz in Kanada: 422,
    Gotteskrieg: 439 und
    Fahrgastrationierung auf Seite 469.

Weil ich es schätze, wenn Autoren bestimmte Dinge kurz und knapp formulieren und sowas schnell wiederfinden will, schreibe ich mir so einen Kurzindex in mir wichtige Bücher. "Kinder des Donners" ist ein mir wichtiges Buch.

wau

 

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